Eigenbau Wasserkühlung
Ich habe mir eine komplette Wasserkuehlung aus Einzelteilen für Materialkosten von ca. 50€ gebastelt.
Einführung
Aktuelle Prozessoren werden immer wärmer. Um diese Wärme abzuführen werden immer Leistungsfähigere Kühler benötigt. Eine gute Kühltechnik wird in letzter Zeit immer poulärer: Die Wasserkühlung. Allerdings gibt es noch ein entscheidendes Gegenargument weshalb Wasserkühlungen nicht überall verwendet werden: Der Preis. Wenn man mit gekauften Kühlern sämtliche Komponenten die es nötig haben (CPU, Northbridge, Grafikkarte, manchmal auch Festplatten, Spannungswandler und Southbridges) dann kann man schonmal ganz schnell auf 200-300 Euro kommen.
Die Idee
Ich hab mal darüber nachgedacht was so ein Wasserkühler überhaupt ist, nämlich einfach ein kleiner von Wasser durchströmter Kühlkörper (natürlich ohne Lüfter). Inzwischen habe ich zwar herausgefunden das die komerziellen Kühler meistens auf einem anderem Prinzip (Düsenkuehler) aufbauen, allerdings funktionieren diese auch nicht viel besser. Dann habe ich das ganze einfach mal Zusammengebaut und ausprobiert und das Ergebnis war genial! Obwohl ich keinen Radiator eingebaut hatte war der Prozessor im Leerlauf bei etwa 30°C und unter Vollast bei etwa 40°C so kühl war mein Pentium IV vorher nie. Mit einem Luftkühler war er im Leerlauf bei 45°C und unter Last ging er bis auf 60°C hoch. Es lohnt sich also. Das die Geräusche der Lüfter auf Northbridge, Grafikkarte und CPU wegfallen ist natürlich auch ein großer Vorteil.
Die Umsetzung
Bauen eines Kuehlers
Der Bau eines solchen Kühlers ist im Grunde ganz einfach. Ich habe blos eine Laubsäge eine Raspel eine Feile und ein Teppichmesser verwendet, also nichts was es in einem normalen Haushalt nicht geben würde. Ich werde das ganze anhand eines Northbridgekühlers erklären. Als Material habe ich Plexiglas verwendet, einen passiven Northbridgekühler, abgesägte Kugelschreiber als Anschlüsse und um das Ganze zu befestigen und abzudichten Pattex Kraftkleber (am besten die “Classic” Variante weil die schön in die Fugen läuft und hitzefest ist). Das Plexiglas habe ich gleich so zurechtgesägt, dass ich damit einen “Kasten” um den Kühlkörper bauen kann und in den Deckel sind bereits zwei Löcher gebohrt in die die Kugelschreiberstückchen gesteckt werden können. Ich denke mal die Bilder erklären schon alles. Erst werden die Plexiglasplatten um den Rand des Kühlkörpers geklebt, dann werden die Anschlüsse in den Deckel geklebt. Danach werden die Kanten entgratet und gegebenenfalls Montagelöcher freigeschliffen (Achtung: Keine Löcher reinschleifen!), dann wird der Deckel auf den Kühler geklebt und schlussendlch wird das ganze nochmal abgedichtet indem Kleber über die Kanten geschmiert wird. Und zum Abschluss ein weiteres Bild von einem CPU Kühler dieser Bauart.
Befestigen und Verschlauchen
Vor dem Einbau sollten die Kühler natürlich zuerst einmal überprüft werden ob sie überhaupt dicht sind. Am einfachsten hebt man ein Loch zu und bläst in das Andere hinein. Wenn irgendwo Luft rauszischt kann man die Stelle einfach mit noch ein bisschen Kleber abdichten, und wenn nicht, dann kann der Kühler eingebaut werden.
Jetzt stellt sich die Frage wie man das Ding denn festmachen kann, denn Halteklammern/Schrauben wie ein normaler Kühler hat es nicht. Mit hohem Aufwand habe ich eine innovative Spezialhalterung entwickelt die nahezu mit jedem Mainboard kompatibel ist. Ich nenne sie “Kabelbinder”. Bei nahezu allen Mainboards finden sich um die CPU-Sockel Löcher durch die man die Kabelbinder ziehen kann.
Die Tank/Pump/Waerme-Station
Wenn man die Kühler gebaut hat ist das noch längst keine Wasserkühlung. Man braucht noch einen Wasserbehälter und etwas um das Wasser wieder abzukühlen, ausserdem eine Pumpe (es sei denn man kann es sich leisten fliesendes Wasser aus der Leitung zu verwenden) um das Wasser durch den Kreislauf zu Pumpen. Ich hab einfach eine Ikea Box genommen und die mit Wasser gefuellt (30l). Bis das ganze Wasser erwärmt ist dauert es einige Zeit (4-5h). Sollte man den Rechner länger laufen lassen wollen, bzw. wenn man leistungstaerkere Hardware verwendet, sollte man noch eine zusätzliche Kühlmöglichkeit für das Wasser einplanen. So dauert das Erwärmen des Wassers deutlich länger, wenn man das Wasser welches aus dem Kreislauf kommt über einen Kühlkörper, wie z.B. von einem alten Pentium 3 Prozessor, laufen lässt. Mann kann auch einen Wärmeaustauscher aus einem alten Auto nehmen oder sogar einen alten Heizkörper. Da gibt es viele Möglichkeiten. Für mich reicht allerdings die Pentium 3 Kühlkörper Variante voll und ganz aus.
Als Pumpe eignet sich eine alte Aquariumpumpe oder auch jede andere Wasserpumpe, wobei man aber den Kärcher aber lieber im Keller lässt. Zu viel Druck muss ja nicht sein. Natürlich darf die Pumpe auch nicht zu schwach sein, aber ich habe bisher noch keine Aquariumpumpe gesehen die nicht gereicht hätte. Alles was 100l/h oder mehr bringt reicht aus. Mehr wie 1000l/h würde ich allerdings nicht verwenden, da dass schon wieder zu viel Krach macht. Ausserdem kommt es auch nicht wirklich auf die Fließgeschwindigkeit des Wassers an.
Tja dann hätten wir ja schon fast alles. Das muss jetzt nur noch alles verschlaucht werden. Die Reihenfolge in der die Kühler angeschlossen werden ist auch egal - einfach alles so verbinden wie es am besten passt oder aussieht.
Testlauf
Der Bau der Wasserkuehlung ist abgeschlossen. Jetzt kann der Tank mit Wasser gefüllt und die Pumpe angeschlossen werden. (Der PC bleibt noch aus.) Jetzt sollte sich so langsam der Kreislauf mit Wasser fuellen. Dann muss der PC in alle Richtungen gedreht und gewendet (“gewürfelt”) werden, sodass sich Luftblasen, die sich noch in den Kühlern und Schläechen befinden, aus dem Kreislauf verschwinden. Dann stellt man den Rechner wieder hin, lässt die Pumpe laufen (der PC bleibt immer noch aus), und geht in die Schule, ins Kino oder sonst wo hin und lässt das Ganze erstmal laufen. Dann kommt man nach 5-6 Stunden nach Hause und freut sich das der Teppich noch trocken ist. Sollte das nicht der Fall sein leert man den Kreislauf wieder und dichtet die lecken Stellen nach. Der Klebstoff hält allerdings nur auf trockenem Untergrund!
Fertig
Jetzt da die Kühlung gebaut und geprüft ist kann man den PC anschalten (nicht vergessen vorher auch die Pumpe anzuschalten!) und sich über die niedrigen Temperaturen freuen. Diese kann man sich unter Linux zum Beispiel mit Xmbmon anzeigen lassen, Windows User nehmen am besten die Tools die ihre Mainboardhersteller zur Verfügung stellen.
Pflege
Es empfiehlt sich ein Korrosionschutzmittel ins Wasser zu gießen und mindestens einmal im Jahr das Wasser zu wechseln. Wenn kein Deckel auf dem Tank ist d.h. der Kreislauf offen ist, wird aufgrund der Verdunstung auch ein regelmäßiges Nachfüllen notwendig sein.
Und jetzt wuensche ich euch viel Spass beim nachbauen!
Gesamtsystem
Das Gesamtsystem sieht jetzt so aus. Im Hintergrund sieht man auch die Plasikwanne mit dem Pentium 3 Kühlkörper. (Ja ich hab nur so zum Spaß ein 5,25” Diskettenlaufwerk eingebaut.)